Worum geht es bei STRESS-LESS?
STRESS-LESS ist ein zweijähriges Projekt, das von der Europäischen Kommission – Erasmus+ KA2 Programm – finanziert wird. Es umfasst fünf Projektpartner in den Ländern Österreich, Bulgarien, Deutschland, Spanien und Großbritannien.
Das Ziel von STRESS-LESS ist das Aufzeigen des aktuellen Umgangs mit digitalem Stress sowie die Entwicklung von Lösungsstrategien für den zukünftigen Umgang von digitalem Stress in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU).
Im Rahmen des Projekts werden neue Trainingsinhalte zur Prävention und zum Management von digitalem Stress entwickelt. Diese werden über ein Webportal und eine mobile App am Arbeitsplatz oder im Homeoffice für Mitarbeiter, Manager sowie Trainer und Mentoren der KMUs abrufbar sein. Die innovativen digitalen Trainingsangebote helfen den Nutzern, wie sie mit digitalem Stress umgehen oder im besten Fall ganz vermeiden können. Auf diese Weise tragen die Trainingsangebote dazu bei, dass KMU-Mitarbeiter und andere Lernende gesünder und weniger gestresst sind, leichter kommunizieren können und seltener an Depressionen und Burn-out leiden.
Das Partnerschaftskonsortium besteht aus fünf Organisationen, die über Erfahrungen und Wissen in den Bereichen Stressforschung, Gesundheit, Wohlbefinden und Bildung verfügen. Die entwickelten Online-Module werden von KMUs in jedem Partnerland durch Online-Umfragen, persönliche Schulungen, Workshops und Experteninterviews (basierend auf der Grounded Theory) evaluiert. Abschließend werden alle Projektergebnisse in einem wissenschaftlichen STRESS-LES-Bericht veröffentlicht.
Was gibt es Neues bei dem Projekt?
Zweites Partner-Treffen Am 22. und 23. März hielten die Projektpartner ihr zweites Partnertreffen in digitaler Form ab.
Das Treffen bot den Partnern die Gelegenheit, die bisher durchgeführten Aktivitäten zu diskutieren und gemeinsam die nächsten Schritte zu skizzieren, um die intellektuellen Ergebnisse des Projekts zu entwickeln.
Dank der Beiträge aller Partner war das Treffen von einem produktiven Austausch geprägt, der durch den Vergleich der unterschiedlichen Gegebenheiten und Erfahrungen aus den Ländern der Partnerschaft bereichert wurde.
Desk Research Zusammenfassung Stress ist ein ständiger Begleiter in der heutigen Welt. Insbesondere digitaler Stress ist ein unterschätzter Faktor, wie die Berichte aus vier der fünf Partnerländer (Deutschland, Österreich, Spanien und Bulgarien) zeigen. Der zunehmende Fortschritt der Digitalisierung eröffnet viele Möglichkeiten und Chancen. Leider schieben viele Unternehmen die Schattenseiten in den Hintergrund. Digitaler Stress ist allgegenwärtig und für alle Unternehmen sollte es das Ziel sein, eine nachhaltige und vorausschauende Strategie zu entwickeln, um den Mitarbeitern bei ihrem Umgang mit digitalem Stress zu unterstützen.
Im Vergleich zu anderen Ländern beschäftigt sich der Mittelstand in Deutschland verstärkt mit dem Thema digitaler Stress. Zahlreiche Stiftungen, Krankenkassen, Verbände und Betriebsräte treiben Initiativen voran, welche die Unternehmen für das Thema digitalen Stress sensibilisieren soll. Trotz des großen Umfangs der Sensibilisierungsmaßnahmen reichen die derzeitigen Aktivitäten allerdings immer noch nicht aus. Von den fünf großen Technostressverursachern Techno-Overload, Techno-Invasion, Techno-Uncertainty, Techno-Complexity und Techno-Insecurity befassen sich die meisten KMU in Deutschland nur mit Techno-Invasion. Allerdings müssen auf allen Ebenen hilfreiche Maßnahmen und Richtlinien geschaffen werden, um die Mitarbeiter vor den gravierenden Folgen des digitalen Stresses zu schützen. Negative Auswirkungen betreffen nicht nur den Einzelnen, sondern auch das gesamte Unternehmen, da die Mitarbeiter eingeschränkt arbeitsfähig sind. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch der spanische Bericht, der den digitalen Stress in drei Kategorien einteilt: Techno-Angst, Techno-Müdigkeit und IKT (Informations- und Kommunikationstechnik). Diese ermittelten Ergebnisse lassen sich den bereits oben genannten Kategorien der Technostressverursachern zuordnen: Techno-Angst lässt sich hierbei in die Kategorie Techno-Uncertainty einordnen, Techno-Müdigkeit als Techno-Overload und IKT in die Kategorie der Techno-Invasion. Nach Österreich lassen sich die Technostressverursacher in drei Kategorien unterteilen: Technik, Organisation und Mensch. Digitaler Stress muss auch auf diesen drei Ebenen angegangen werden, um den Stresslevel der Mitarbeiter so weit wie möglich zu reduzieren.
Alle Länder stimmen mit der Aussage überein: Je höher der digitale Stress, desto häufiger treten Probleme für den Einzelnen auf wie z. B. emotionale Erschöpfung, verminderte Arbeitszufriedenheit und gesundheitliche Probleme. Auf der Ebene der Organisation ist zu beobachten, dass digitaler Stress zu einem sinkenden Innovationsklima, erhöhten Fehlzeiten und geringerer Produktivität führt.
Um dem nachzugehen, haben insbesondere die Studien des österreichischen Professors Rene Riedl wertvolle Erkenntnisse zum digitalen Stress geliefert, an denen sich auch Teilnehmer aus Deutschland und der Schweiz beteiligt haben. Zu den wichtigsten Stressfaktoren gehören die beeinträchtigte Work-Life-Balance, der Druck im Arbeitsalltag und die mangelnde Nützlichkeit digitaler Tools. Auch der bulgarische Bericht kommt zu ähnlichen Schlussfolgerungen und besagt, dass beruflicher Stress eine Reaktion auf ein Ungleichgewicht zwischen den Anforderungen, die an den Einzelnen gestellt werden, und den Ressourcen, die er zur Bewältigung dieser Anforderungen hat, ist. Insbesondere in KMUs werden Mitarbeiter aufgrund mangelnden Wissens im Umgang mit digitalem Stress mit diesen Problemen allein gelassen. Das erschwert eine wertvolle Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu finden. Auch in Bulgarien und Spanien gibt es einen großen Mangel an Bewusstsein für dieses Thema. Aus diesem Grund sollen insbesondere Führungskräfte und Manager über die Folgen und Veränderungen in der Führung durch die Digitalisierung geschult werden. Vor allem die spanische Gesetzgebung weist auf eine klare Verantwortung des Arbeitgebers hin, mögliche Risiken zu verhindern.
Alle Partner analysierten, dass die Corona-Pandemie zu einem Anstieg der Nutzung von Technologien führte, die digitalen Stress verursachen. Laut einer in Deutschland durchgeführten Umfrage ist die Nutzung von Smartphones während der Arbeit um 17 % gestiegen, die Nutzung von Telefon- und Videokonferenzen hat während der Corona-Pandemie sogar um 100 % zugenommen. Die Partner haben erkannt, dass Unternehmen ein ganzheitliches Konzept benötigen, damit das Arbeiten mit digitalen Technologien zum Erfolgsmodell werden kann.
Die Gesetzgebung von Seiten der Regierung nimmt in den meisten Ländern viel Zeit in Anspruch und ist in einigen Fällen unzureichend durchdacht. Im österreichischen, bulgarischen und deutschen Rechtssystem fehlen klare gesetzliche Regelungen zu Arbeitszeiten, Arbeitssicherheit und Datenschutz bei der Arbeit mit digitalen Technologien und im Homeoffice. Es gibt kaum Regelungen, die der Komplexität der modernen Arbeit auf betrieblicher Ebene gerecht werden. In Spanien gibt es seit Oktober 2020 Regelungen für die Telearbeit – im Gegensatz zu Österreich, wo bisher adäquate Regelungen zu diesem Thema fehlen. Neben den gesetzlichen Vorgaben des jeweiligen Landes ist der Arbeitgeber für Präventionsmaßnahmen zur besseren Stressbewältigung verantwortlich, z. B. durch das Angebot von Trainingsangeboten oder Schulungen.
Wenn keine geeigneten Maßnahmen von Unternehmensseite angeboten werden, haben Mitarbeiter aktuell die Möglichkeit auf Apps bei den beiden großen Anbietern Apple und Google auszuweichen. Leider sind diese Apps in ihrer Funktion eingeschränkt, da sie sich nur auf Meditation und Entspannung konzentrieren, die in den Bereich des Techno-Overloads fallen. Um einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, müssen jedoch alle fünf Technostress-Faktoren adressiert werden.
Da die Pandemie noch nicht abgeschlossen ist, ist es schwierig, die weiteren Auswirkungen des digitalen Stresses auf KMU zu beurteilen. Es ist allerdings unbestritten, dass die andauernde Pandemie und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Technologien zu einem besonderen Anstieg des digitalen Stresses führen werden. Da es keine verallgemeinerbare Lösung gibt, müssen Unternehmen und vor allem die Arbeitgeber individuell herausfinden, wie sie ihre Mitarbeiter am besten unterstützen und ihnen helfen können, ihr Stresslevel zu reduzieren. Dies kann nur in die richtige Richtung erreicht werden, wenn auch die Arbeitgeber Schulungen besuchen, die sie über Führung im Zeitalter der Digitalisierung unterrichten.
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